Schnee und ein überraschender Anruf
Einsam wirkende Schneeflocken wehen durch meinen Garten. Vermitteln ein Gefühl von einer besseren Welt. Doch wenn sie die Erde berühren vergehen sie.

Ich habe gerade eine Einladung zum Frühstück von meinen Freunden erhalten. Zu den beiden ein paar Worte:
Ihn habe ich durch die Systemgastronomie damals kennen gelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und irgendwann hat er mich nach Hause eingeladen und mit seiner Frau habe ich mich auch gut verstanden. Ebenso mit ihrem gemeinsamen, aktuell fünfjährigen Sohn. Der Kleine liebt mich wirklich sehr. Und ich ihn. Er stellt mich allen gerne mit großen Worten und Gebärden als seinen "besten, alten Freund" vor. Es ist wirklich verzückend und ich lächle selig, wenn sein Gesicht dabei vor meinen Augen erstrahlt.
Beide kiffen sehr regelmäßig, bekommen es jedoch sehr gut und verantwortungsvoll mit ihrem Familienleben unter einen Hut. Der Kleine bekommt nichts davon mit und sie sind auch keineswegs ein Negativbeispiel für Drogenkonsum, wie ich finde.
Unsere Beziehung zueinander ist wirklich sehr offen. Die Beziehung zu dem Kleinen ist eher wie die eines nahen Verwandten, als die eines Freundes. Ich habe ihn schon unzählige Male vom Kindergarten abgeholt oder gebracht. Auf ihn aufgepasst, für ihn gekocht, mit ihm gespielt und Filme und Serien geschaut. Die Beziehung zu den Eltern ist ebenfalls sehr offen, man fühlt sich nicht wie bei Freunden, sondern wie bei der Familie. Man kann sein, wie man möchte. Man putzt sich nicht groß raus, sondern kann sich auch mal in Jogginghose begegnen und sich geben, wie man wirklich ist.

Aktuell kriselt es alles jedoch sehr, da er seinen Job verloren hat und in ein depressives Tief gestürzt ist, aus dem ihn keiner wirklich heraus bekommt. In der Hinsicht ist sein Drogenkonsum leider alles andere als förderlich. Dieser verstärkt natürlich noch die negativen Emotionen. Er sabotiert seine Beziehung zu seiner Frau durch die lächerlichsten Vorwürfe, die er in klaren Momenten natürlich als Unsinn entlarven kann. Aber dadurch verschwinden die paranoiden Vorstellungen nicht. Er kontrollierte sogar die Büstenhalter seiner Frau und warf ihr vor, dass sie bei bestimmten Schichten mit diesem oder jenem Kollegen immer den BH tragen würde.. also sehr obskur. Und er ist auch auf mich eifersüchtig. Um keinen Unmut zu stiften habe ich mich so weit distanziert, dass ich mich nicht mehr aktiv melde, sondern einfach abwarte, dass es sich wieder bessert. Aber das dauert nun schon seit fast vier Monaten.
Gerade hatte sie mich anrufen, da sie mir noch mein Geburtstagsgeschenk (ich hatte an Heiligabend Geburtstag) geben möchten. Ob ich nicht morgen zum Frühstücken kommen möchte. Ja, gerne. Aber passt es ihm?
Die Situation scheint unverändert zu sein. Doch hat sie auch keine Lust und Kraft mehr auf eingebildete Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Ich zweifle, nehme dann aber zögern die Einladung an. Nicht zuletzt, weil ich den Kleinen so gerne wiedersehen möchte. Er hatte mich zuletzt an Neujahr angerufen. Ich habe mich sehr über das Telefonat gefreut.

Ich hoffe, dass es morgen gut läuft. Und was Manuela betrifft, sie hat mir natürlich nicht mitgeteilt, ob und wann sie am Wochenende für mich Zeit hat. Erfahrungsgemäß verbringt sie die Tage aber mit den Kindern. Also es ist nicht zu erwarten, dass sie mich morgen früh sehen möchte.