Montag, 16. Januar 2017
Ein klärender Abend
Nachdem sie den ganzen Tag mit den Kindern und ihrem Mann Schlitten fahren war und für mich nur ein paar Bilder via Mail übrig hatte, nahm sie sich den Abend nun ausgiebig Zeit, um mit mir zu mailen.
Es wurden wirklich viele Dinge angesprochen, es war eigentlich ganz gut, muss ich gestehen. Sie hat wieder sehr viel eingesehen, natürlich wieder erkannt, wie toll ich bin und so weiter und so fort. Ich wünschte, es wäre auch Nachhaltigkeit mit im Spiel, aber das wird die Zeit zeigen.
Einer der wichtigsten Punkte ist das Thema "Aufgeben" gewesen. Dass sie immer und immer wieder so schnell aufgibt und das Handtuch schmeißt. Sei es, wenn sie etwas nicht versteht, wir streiten oder sogar beim Sex. Es ist in jedem Bereich ihres Lebens allgegenwärtig. Sie ist keine Kämpfernatur, beim geringsten Widerstand wählt sie sogleich lieber die Flucht. Und das nervt mich sehr.

Morgen ist sie um 9 Uhr arbeiten, nachdem sie die Kinder weggebracht hat. Sie versucht nach einem Meeting, welches um 10 Uhr beginnt, frei zu bekommen. Würde mich sehr freuen. Ansonsten sehen wir uns erst am Abend zu einer Weinprobe (ihr Weihnachtsgeschenk an mich - ich habe ihr übrigens viele tolle Kleinigkeiten geschenkt, die sie sich immer mal wieder gewünscht hatte und zudem eine wundervolle weißgoldene Halskette mit entsprechendem Anhänger).



Das liebe Geld
Das Thema sollte ich vielleicht etwas genauer erörtern. Sonst könnte schnell der Eindruck aufkommen, dass ich sie aushalte.

Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der nie viel hatte. Meine Mutter war chronisch krankt und lebte mit meinem Bruder und mir von dem Geld, was Vater Staat für uns übrig hatte. Wir mussten nicht hungern, aber es gab gute und schlechte Monate. Und der Monatsanfang, das haben wir schon als Kinder verstanden, war immer die reichere Zeit.
Später habe ich es genossen, nicht darauf achten zu müssen, wie viel ich für was ausgeben muss. Diesen Luxus der Sorglosigkeit gönnte ich mir einfach und tue es auch heute noch oft. Alles in Maßen natürlich: ich gehe nicht wie verrückt shoppen oder permanent auswärts essen. Aber wenn ich gerade echt Durst habe, kaufe ich mir am Kiosk eine Capri Sonne, auch wenn in bald daheim wäre und dort natürlich was trinken könnte. Es sind die kleinen Ausgaben, die ich mir hier und da gönne.

Und ich bin ein Mensch, dem es wirklich Freude bereitet zu schenken. Ich liebe es Menschen eine Freude zu machen, die mir etwas Bedeuten. Schon als Kind. Mit größtem Vergnügen habe ich mir den Kopf zerbrochen, was ich meiner Mutter und meinem Bruder schenken werde. Und auch heute noch. Über meine Geschenke freut sich im Regelfall jeder sehr, da ich mir viel Mühe gebe, etwas zu finden, was demjenigen wirklich gut gefällt oder was er wirklich gut gebrauchen kann. Je nach Veranlagung der Person.
Dabei schlage ich gerne über die Stränge. Wobei es nicht protzig wirkt.
Weihnachten 2015 habe ich dem Kind meiner Freunde wirklich sehr viel geschenkt. Er hatte an den Brio-Spielzeugzügen sehr großen Gefallen gefunden und sein Vater und ich spielten leidenschaftlich gern mit dem Kleinen. Zu Weihnachten haben wir uns abgesprochen, dass wir alle nur Brio-Artikel kaufen und ich habe Sachen im Wert von rund 150€ gekauft. Das ist verhältnismäßig schon viel gewesen, aber bei einem Kind muss man sich auch nicht sonderlich viele Gedanken machen, dass es als Profilierung angesehen wird. Mich kümmerte nur, dass wir alle zusammen einen großen Berg Spielzeug zusammen bekamen und der Kleine wusste am Ende ohnehin nicht was von wem war. Darauf kommt es auch gar nicht an. Die Eltern bekamen jeder was in einer 50€ Kategorie.

Und ich bin in einer Beziehung auch sehr spendabel. Man hätte früher meinen können, dass ich mir Liebe und Zuneigung erkaufen wollte. Vielleicht war es auch ein kleiner, unterbewusster Teil, der das wirklich tat, aber der große Hauptgrund war einfach das Lächeln im Gesicht des geliebten Menschen.
Ich habe regelrecht darauf bestanden alle Rechnungen zu zahlen, egal was wir unternahmen. Ging sie auf Toilette habe ich gezahlt oder ich zahlte, während ich auf Toilette ging. Es war mir immer sehr wichtig. Letztlich habe ich aber auch selbst eingesehen, dass solch ein Ungleichgewicht nicht gesund ist. Bei Manuela wollte ich es daher anders handhaben. Und auch wenn ich, gerade zu Anfang, noch recht freizügig war, merkte ich, dass ihr es grundsätzlich auch nicht gefiel, dass ich immer alles zahlen sollte.
Ich habe es auch direkt angesprochen und sie hat darauf bestanden, dass wir hier schon die Waage halten sollten. Würde man es wirklich alles aufrechnen, wer was bezahlt hat, würde ich wahrscheinlich als klarer Gewinner dastehen. Aber die desaströsen Verhältnisse im Vergleich zu früheren Beziehungen habe ich ad acta gelegt. Und es war verrückt. Es hat mir zu Anfang regelrecht körperlich weh getan, wenn ich sie ein Essen habe bezahlen lassen. Aber gut, ich bin auch ganz schön verkorkst.
Mittlerweile zahlen wir auswärts alles ziemlich gleich. Sie ist natürlich recht häufig bei mir und daher essen und trinken wir hier auch regelmäßig. Mir ist es sehr wichtig, dass sie sich hier wirklich wohl fühlt, weshalb im Kühlschrank, den Schränken und im Bad auch immer alles zu finden ist, was sie mag und braucht.
Da muss mich niemand zu auffordern oder bitten. Ich bin einfach sehr aufmerksam und liebe es, wenn sie den Kühlschrank aufmacht und den italinischen Mortadella findet, den sie so liebt.
Was die Schulden betrifft, die sie bei mir hat. Die haben schon letztes Jahr begonnen. Der eine Monat wurde etwas knapper und ich habe zwei, drei Einkäufe für sie gezahlt. Und sie bestand auch darauf, dass sie mir das zurück bezahlt, obwohl ich beim ersten Einkauf eigentlich geneigt war, zu sagen, dass es okay sei. Der nächste Monat wurde auch nicht besser die Schulden betrugen rund 70€. Nicht nennenswert, wie ich finde.

Weihnachten hat sie mir angeboten doch mit zu ihren Eltern nach Leverkusen zu fahren. Ich war sehr überrascht, denn sie hat unsere Beziehung bisher nur ein paar Freundinnen offenbart. Ihre Familie weiß von allem noch nichts. Und ich fragte nach, wie es sich denn mit den Geschenken verhält, da ich dort nicht mit leeren Händen auftauchen möchte. Zuerst meinte sie, dass das nicht nötig sei, aber mir war es wichtig. Wir einigten uns auf Kleinigkeiten für ihre Eltern und für die Kinder hatte ich schon ganz konkrete Vorstellungen. Der Größere hatte zudem Anfang Dezember auch noch Geburtstag. Sie hatte sich auch einen Weihnachtsbaum gewünscht - also bei mir. Den Baum wollte sie kaufen, ich den Schmuck.
Am Ende habe ich den Schmuck gekauft, Geschenke für die Kinder und Eltern. Und dann wurde erst der Weihnachtsbaum abgesagt, weil sie kein Geld mehr hatte und dann hat sie mich zu Weihnachten ausgeladen. Sie wollte auch nicht mehr, dass ich den Kindern und ihren Eltern etwas schenke. Hatte Angst, wie das alles plötzlich aufgefasst werden würde. Sie hat mal wieder irgendwas gemacht, mir Versprechungen gemacht, die niemand gefordert hatte, ohne zu Überlegen.
Tja. Und ich stand mit dem ganzen Krempel dort. Sie hat mir dann natürlich pflichtbewusst angeboten, dass sie mir das Zeug bezahlt, wenn ich die Quittungen nicht mehr habe. Ich habe alle Quittungen, sorgfältig wie ich bin.
Aber ich wünschte mir hier einen nachhaltigen Lerneffekt für sie, weshalb ich das mit den Quittungen verneinte.
So wuchs ihre Rechnung im Dezember auf knapp 300€ an. Sie muss jetzt natürlich alles mühsam über ebay-Kleinanzeigen verkaufen und sehen, wie sie das Geld wieder bekommt. Findet ihr das von mir sehr grausam? Man bedenke, dass sie sich solche gedankenlosen Aktionen immer wieder geleistet hat. Und das für mich hier der schlimmste Aspekt an der ganzen Sache ist, dass ich mir gar keine Hoffnungen gemacht habe, Weihnachten mit ihr feiern zu können. Und dann schlägt sie das vor. Erobert mein Herz damit im Sturm. Nur um es mir danach genauso gedankenlos wieder zu brechen. Ich war wirklich am Boden zerstört.

Und im Januar hat ihr Mann eine 250€ Geldstrafe von der Staatsanwaltschaft erhalten. Wegen der Körperverletzung mir gegenüber. Das Verfahren wurde leider eingestellt, wegen dem nicht-linearen Verhalten von Manuela, wie ich vom Staatsanwalt persönlich erfuhr. Sie wollte zuerst die Aussage verweigern. Dann wollte sie sie doch machen, bekam ein Schreiben, was aber erst zwei Monate später zurückgesandt wurde. Eine nicht besonders verlässliche Zeugin.
Die hier zur Schau gestellte, mangelnde Loyalität ist auch ein unfassbarer Dolchstoß gewesen. Aber ich habe es akzeptiert. Es ist wie es ist.
Weiterhin kam eine Steuerforderung von 500€ für diesen Monat. Sodass sie arg in Bedrängnis war. Sie saß auf meiner Couch und weinte, weil sie ihrem großen Sohn kein Vogelfutter für sein neues Vogelhaus mehr kaufen konnte. Und sie wollte auch hier bei mir nichts mehr essen, wenn es den Kindern daheim an allen mangelte. Ich flehte sie an, dass sie doch Geld von mir nehmen solle. Wie sie denn zulassen könne, dass ich mir das in aller Seelenruhe mitansehen solle? Erst nach einem gewaltigen Krach konnte ich sie nötigen, dass sie 150€ für den Monat einsteckt. Es war etwas zuviel, aber ich finde es furchtbar wenn man sich Geld leihen muss. Und noch viel schlimmer ist es, wenn das geliehene Geld nicht reicht und man noch mehr braucht. Meine Mutter musste sich damals immer mal wieder Geld leihen. Und ich in jungen Jahren auch. Es ist wirklich beschämend und ich will nicht, dass sich jemand so fühlt. Ich mache ihr auch keinen Druck wegen den mittlerweile über 400€. Aber sie selbst fühlt sich natürlich dennoch schlecht. Aber auch wenn ich ihr keinen Druck mache, bleibe ich an dem Thema dran und lasse das nicht in Vergessenheit geraten.

Und noch etwas anderes für die, die es interessiert:
Der Besuch bei dem befreundeten Pärchen war wirklich schön. Haben toll gefrühstückt, uns gut unterhalten, der Kleine war ganz aus dem Häuschen mich zu sehen und hat mir erst Mal alles zeigen müssen, was er Neues hatte. Mir fehlte zwar ein wenig das klärende Gespräch mit ihm, wie es künftig mit seinen Launen weitergehen sollte, aber dafür war keine Zeit mehr, da ich mich um 14 Uhr schon wieder mit Manuela getroffen habe. Mal sehen, wie das an der Baustelle weitergeht.



Der Samstag und der Sonntag danach
Zur Geburtstagsfeier am Freitag trafen wir uns, um gemeinsam hin zu fahren. Die Stimmung war unterkühlt. Ein distanziertes Tänzeln.
Erst einige Haltestellen weiter küssten wir uns erstmals richtig. Und konnten unsere Liebe, unsere Anziehung und unsere Sehnsüchte nahezu als schwere Bestandteile in der Luft um uns herum fühlen. Wie aus dem nichts entstehende Schneeflocken floppte es um uns herum auf und die Welt gewann an Farbe.

Ich fragte sie, ob wann sie später gehen möchte. Sie wüsste das nicht, ließe sich überraschen. Ich fragte weiter, ob sie in Erwägung gezogen habe, noch mit zu mir zu kommen. Sie habe, wolle jedoch nicht alleine die weite Strecke zurücklegen.
Also sollte ich so lange wie sie bleiben und würde dafür mit ihrer Gesellschaft im Anschluss belohnt. Okay, meinetwegen. Warum sie das nicht direkt anspricht, es sogar noch versucht mit "Nein, du musst nicht länger bleiben, nur damit ich danach mit zu dir komme." abzutun, verstehe ich nicht.
Ab da lief es dann gut. Die Party selbst war erwartungsgemäß nett. Man hat Freude, ich weniger als andere, aber das ist schon okay so. Es ist einfach nicht so meins. Und ich habe mich letztlich besser amüsiert, als im Vorfeld erwartet.

Einzige Wermutstropfen an diesem Abend: eingeschränkter Berührungsumgang (wurde ab 22 Uhr noch weiter eingeschränkt, da dann eine Arbeitskollegin erschien, die sich bereits bei einem früheren Treffen im Nachgang über unsere vertraute Art monierte) und die Tatsache, dass ein äußerst penetranter Arbeitskollege vermutlich den Heimweg mit uns gemeinsam antreten wollte. Ich fragte sie, als ich sie beiseite nahm, ob ich das klären solle. Sie bejahte. Beim Aufbruch fragte sie ihn dann jedoch, ob er nicht zusammen mit uns gehen wolle. Ich war so perplex, dass ich nichts unternehmen konnte. Dem geneigten Glück und meiner leichten Suggestion, dass der andere Weg für ihn ja kürzer sei, verließ er uns nach wenigen Metern schon wieder. Auf meine Frage, was diese Aktion sollte - denn ich weiß, dass sie auch von diesem Kollegen genervt ist - meinte sie etwas von Höflichkeit und Anstand. Tut mir leid, dass mein Anstand nicht mit dem Widerwillen mit lästigen Menschen zusammen zu sein konform geht. Aber gut, Glück gehabt.

Die Heimfahrt war schön. Bei mir war es noch schöner. Wir saßen gemütlich auf der Couch, da spricht sie an, dass sie, nach den Offenbarungen der letzten Tage (seit Monaten bekannte und angesprochene Wahrheiten nenne ich es) nun ein schlechtes Gewissen hätte, mit mir zu schlafen. Da ich mich ja dann noch mehr wie eine Affäre fühlen müsste. Ich versuchte ihr ratlos zu erklären, dass das ja ein Kuchen sei, der uns beiden mundet und fragte, ob ich nun aus ihren Fehlern und Fehltritten noch mehr Nachteile erhalten sollte. Wo denn hier noch der Sinn sei.
Letztendlich bat sie darum, dass wir es nicht tun. Es ist für mich ein Leichtes ihren Willen zu brechen. In dieser Hinsicht jedenfalls. Doch wenn sie mich direkt darum bittet, bin ich einfach nicht Schwein genug, um dies zu ignorieren. Ich spürte, dass sie körperlich erregt war. Aber ihre mentale Blockade verbot ihr, dies zuzulassen. Und so war ich genötigt, mich zurück zu halten.
Im Bett küssten wir uns. Sehr, sehr innig und ausführlich. Nach vielen, endlosen Minuten und unzähligen leidenschaftlichen Küssen - währenddessen ich meine Hände absolut unbeweglich auf ihr ruhen ließ - begann sie immer mehr mich zu streicheln. Schließlich holte sie mein Glied raus, setzte sich auf mich.. nur um dann letztlich zurück zu weichen. Sie rückte von mir ab und fragte mich, an was ich denke. Ich lag da, völlig entnervt. Fühlte mich einfach nur benutzt: sie bittet mich, dass wir keinen Sex habe; ich stimme zu und berühre sie unter Aufbringung all meiner Willenskraft nicht; sie küsst mich, verführt mich, holt sogar meinen Schwanz heraus; sie hört ganz plötzlich auf und liegt dort ungerührt, mich beobachtend.
Ich sage ihr, dass sie das besser nicht hören möchte. Sie nervt natürlich weiter, woraufhin ich ihr erkläre, dass ich mich benutzt fühle.
Kurzer Schockmoment für sie. Ich versuche ihr das Geschehene zu schildern, sie beginnt zu weinen. Die Situation eskaliert immer mehr, sie flüchtet ins Wohnzimmer. Ich frage mich, in welchen Alptraum ich hier hinein getappt bin. Und als ich ihre infantile Argumentation höre "Wir haben uns doch nur geküsst" muss ich meine grenzenlose Wut wirklich zügeln.
Nach mehreren fruchtlosen Versuchen zu reden, zieht sie sich an und geht. Ich bleibe auf der Couch liegen, wohl wissend, dass kein Bus fährt. Sie kommt nach zehn Minuten wieder rein. Immer wieder rastet sie aus und kommt dann wieder zurück ins Wohnzimmer. Letztlich versuche ich einzulenken. Wie immer.
Mache Zugeständnisse, woraufhin sie welche macht. Es ist so ermüdend.

Für mich ziehe ich hier ein Fazit: es bringt absolut nichts, wenn ich ehrlich und offen bin. Meine Sicht der Dinge ist völlig irrelevant. Wenn ich ein Problem anspreche, ist sie traurig, was mir Probleme bereitet, was mich traurig macht. Das Problem wird dadurch nie behoben. Also ist es doch viel einfacher, wenn ich einfach mit dem Problem lebe, statt die Schritte dazwischen unnötigerweise mitzumachen.

Am 10.Januar hatte sie mir in Essen für den deutsch synchronisierten One Piece Film im Kino Karten zum Geburtstag geschenkt. Sie wollte mit mir den Tag dann auch in Essen verbringen, mir die Universität zeigen, an der sie studiert hat. Und so weiter. Am 10.Januar hatte sie alles vergessen. Sie war morgens zur Arbeit gegangen und ich war schon verwundert, da so ja aus einem "ganzen Tag" schon mal nichts mehr werden konnte. Als sie Mittags zu mir kam, fragte ich sie wenigstens nach dem Film, der um 20 Uhr beginnen würde. Sie meinte, sie hätte es völlig vergessen. Es tat ihr so leid und sie versank in widerwärtiges Selbstmitleid. Sie sei ja die schlechteste Freundin der Welt, wie könne ich sie nur lieben, etc.
Da hatte ich nun wirklich keine Lust zu. Ich erklärte ihr mehr als ruhig und verständnisvoll, dass alles halb so wild sei. Ich ja wüsste, was sie für einen stressigen Alltag hätte und wir das einfach mal nachholen. Sie wollte davon nichts hören, steigerte sich immer weiter rein.
Irgendwann forderte ich sie auf, doch bitte aufzuhören, so schlecht über sich zu sprechen, es sei eine Lüge, wenn sie schreibt, dass sie mich nie glücklich machen könne. Sie ignorierte es. Daraufhin machte ich den Laptop aus. Am Abend rief sie mich an und fragte, was das solle. Wieso ich nicht mehr zurück maile. Ich erklärte es ihr. Sie flippte total aus: ich sei so ein Arsch, sie hätte jetzt den Abend einen Babysitter gefunden, für den Film würde es nicht mehr reichen, aber man könne ja auch so was Schönes machen. Und wieso ich das nicht zu würdigen wüsste. Ich sagte, dass ich das sehr schön finde, aber es dennoch schade finde, dass sie mich hier erst stundenlang mit ihrem Selbstmitleid nötigt (natürlich nicht in der Wortwahl - ich bin mittlerweile sehr, sehr vorsichtig und lege jedes Wort in mehrere Lagen Watte ein), was mir auch weh tut und sich dann noch darüber aufregt, dass ich irgendwann die Mails nicht mehr lese.
Sie kam dann doch, war aber unfassbar wütend. Der Abend eskalierte noch mehr, sie zweifelte mal wieder am Sinn der ganzen Beziehung und ich musste einlenken, einlenken, einlenken.
Hätte ich einfach nur die Schnauze gehalten, hätte ich auch keinen Tag in Essen mit ihr gehabt, aber der ganzen sonstige Ärger wäre mir erspart geblieben.

Gestern lief es dann besser. Ich bin völlig eingelenkt, mal wieder ein Paradebeispiel des perfekten Freundes. Ohne meine Gefühle und Sichtweisen zu artikulieren, klappt alles tadellos. Wir haben einen schönen Tag, schönen Abend und eine Nacht mit Sex. Wobei ich wegen der Schmerzen meiner Krankheit nicht sonderlich auf meine Kosten kam, aber das kann man ihr ja nicht vorhalten.
Kurz vorm Einschlafen erzählte ich ihr noch, dass ich darüber nachdenke, am Montag einen kleinen Kredit aufzunehmen. Ich habe aktuell rund 500 € Minus auf dem Konto. Es ist nicht viel und wenn ich mal genauer auf mein Geld achten würde, wäre das in ein bis zwei Monaten von alleine ausgeglichen. Außerdem schuldet sie mir noch über 400 €. Aber ich wollte weiterhin ein neues Bett kaufen und mich nerven die überhöhten Dispo-Zinsen sowieso. Ein Kredit erschien mir sinnvoller. Sie begann sofort mehr als zickig zu werden. Was denn das soll? Was mir einfällt? Wenn ich mein Geld nicht für Bofrost ausgeben würde, hätte ich gar kein Minus auf dem Konto (nette Geschichte, die ich an der Stelle einbauen muss: ich habe neulich zum ersten und einzigen Mal bei Bofrost etwas bestellt. Hauptgründe waren für mich zum einen das nostalgische Gefühl, da meine wohlhabende Großtante damals immer dort bestellte, meine Mutter uns von dort aber nie was kaufen konnte, da sie allein erziehend und arbeitslos war. So haben mein Bruder und ich jedes Quartal die tollen Kataloge angeschaut und die Bilder mit köstlichem Essen betrachtet. Weiterhin vertrage ich keine Laktose aufgrund der Krankheit und es gibt dort viele adäquate Produkte. Da ich neulich einen Gutschein in Höhe von 15€ erhalten habe, wollte ich es einfach mal ausprobieren. Und erhalte von ihr nur Vorwürfe dafür, wieso ich mein Geld so zum Fenster hinauswerfe. Ich finde es sehr schade, dass sie kein Verständnis hat.). Ich verkniff mir die Frage, ob sie die hohen Zinsen denn ebenfalls begleichen würde, da die Summe ja zum Großteil auf ihre Rechnung geht in weiser Voraussicht. Ich lenkte ein und sagte, dass ich keinen Kredit aufnehme. Und alles war wieder gut. Heute habe ich dann auch erstmal den Kinobesuch für Mittwoch abgesagt, denn ich werde nun auf das Geld achten. Und das wird sie auch zu spüren bekommen.

Sie ist heute mit den Kindern und ihrem Mann im Bergischen und fährt Schlitten.