Das liebe Geld
Das Thema sollte ich vielleicht etwas genauer erörtern. Sonst könnte schnell der Eindruck aufkommen, dass ich sie aushalte.

Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der nie viel hatte. Meine Mutter war chronisch krankt und lebte mit meinem Bruder und mir von dem Geld, was Vater Staat für uns übrig hatte. Wir mussten nicht hungern, aber es gab gute und schlechte Monate. Und der Monatsanfang, das haben wir schon als Kinder verstanden, war immer die reichere Zeit.
Später habe ich es genossen, nicht darauf achten zu müssen, wie viel ich für was ausgeben muss. Diesen Luxus der Sorglosigkeit gönnte ich mir einfach und tue es auch heute noch oft. Alles in Maßen natürlich: ich gehe nicht wie verrückt shoppen oder permanent auswärts essen. Aber wenn ich gerade echt Durst habe, kaufe ich mir am Kiosk eine Capri Sonne, auch wenn in bald daheim wäre und dort natürlich was trinken könnte. Es sind die kleinen Ausgaben, die ich mir hier und da gönne.

Und ich bin ein Mensch, dem es wirklich Freude bereitet zu schenken. Ich liebe es Menschen eine Freude zu machen, die mir etwas Bedeuten. Schon als Kind. Mit größtem Vergnügen habe ich mir den Kopf zerbrochen, was ich meiner Mutter und meinem Bruder schenken werde. Und auch heute noch. Über meine Geschenke freut sich im Regelfall jeder sehr, da ich mir viel Mühe gebe, etwas zu finden, was demjenigen wirklich gut gefällt oder was er wirklich gut gebrauchen kann. Je nach Veranlagung der Person.
Dabei schlage ich gerne über die Stränge. Wobei es nicht protzig wirkt.
Weihnachten 2015 habe ich dem Kind meiner Freunde wirklich sehr viel geschenkt. Er hatte an den Brio-Spielzeugzügen sehr großen Gefallen gefunden und sein Vater und ich spielten leidenschaftlich gern mit dem Kleinen. Zu Weihnachten haben wir uns abgesprochen, dass wir alle nur Brio-Artikel kaufen und ich habe Sachen im Wert von rund 150€ gekauft. Das ist verhältnismäßig schon viel gewesen, aber bei einem Kind muss man sich auch nicht sonderlich viele Gedanken machen, dass es als Profilierung angesehen wird. Mich kümmerte nur, dass wir alle zusammen einen großen Berg Spielzeug zusammen bekamen und der Kleine wusste am Ende ohnehin nicht was von wem war. Darauf kommt es auch gar nicht an. Die Eltern bekamen jeder was in einer 50€ Kategorie.

Und ich bin in einer Beziehung auch sehr spendabel. Man hätte früher meinen können, dass ich mir Liebe und Zuneigung erkaufen wollte. Vielleicht war es auch ein kleiner, unterbewusster Teil, der das wirklich tat, aber der große Hauptgrund war einfach das Lächeln im Gesicht des geliebten Menschen.
Ich habe regelrecht darauf bestanden alle Rechnungen zu zahlen, egal was wir unternahmen. Ging sie auf Toilette habe ich gezahlt oder ich zahlte, während ich auf Toilette ging. Es war mir immer sehr wichtig. Letztlich habe ich aber auch selbst eingesehen, dass solch ein Ungleichgewicht nicht gesund ist. Bei Manuela wollte ich es daher anders handhaben. Und auch wenn ich, gerade zu Anfang, noch recht freizügig war, merkte ich, dass ihr es grundsätzlich auch nicht gefiel, dass ich immer alles zahlen sollte.
Ich habe es auch direkt angesprochen und sie hat darauf bestanden, dass wir hier schon die Waage halten sollten. Würde man es wirklich alles aufrechnen, wer was bezahlt hat, würde ich wahrscheinlich als klarer Gewinner dastehen. Aber die desaströsen Verhältnisse im Vergleich zu früheren Beziehungen habe ich ad acta gelegt. Und es war verrückt. Es hat mir zu Anfang regelrecht körperlich weh getan, wenn ich sie ein Essen habe bezahlen lassen. Aber gut, ich bin auch ganz schön verkorkst.
Mittlerweile zahlen wir auswärts alles ziemlich gleich. Sie ist natürlich recht häufig bei mir und daher essen und trinken wir hier auch regelmäßig. Mir ist es sehr wichtig, dass sie sich hier wirklich wohl fühlt, weshalb im Kühlschrank, den Schränken und im Bad auch immer alles zu finden ist, was sie mag und braucht.
Da muss mich niemand zu auffordern oder bitten. Ich bin einfach sehr aufmerksam und liebe es, wenn sie den Kühlschrank aufmacht und den italinischen Mortadella findet, den sie so liebt.
Was die Schulden betrifft, die sie bei mir hat. Die haben schon letztes Jahr begonnen. Der eine Monat wurde etwas knapper und ich habe zwei, drei Einkäufe für sie gezahlt. Und sie bestand auch darauf, dass sie mir das zurück bezahlt, obwohl ich beim ersten Einkauf eigentlich geneigt war, zu sagen, dass es okay sei. Der nächste Monat wurde auch nicht besser die Schulden betrugen rund 70€. Nicht nennenswert, wie ich finde.

Weihnachten hat sie mir angeboten doch mit zu ihren Eltern nach Leverkusen zu fahren. Ich war sehr überrascht, denn sie hat unsere Beziehung bisher nur ein paar Freundinnen offenbart. Ihre Familie weiß von allem noch nichts. Und ich fragte nach, wie es sich denn mit den Geschenken verhält, da ich dort nicht mit leeren Händen auftauchen möchte. Zuerst meinte sie, dass das nicht nötig sei, aber mir war es wichtig. Wir einigten uns auf Kleinigkeiten für ihre Eltern und für die Kinder hatte ich schon ganz konkrete Vorstellungen. Der Größere hatte zudem Anfang Dezember auch noch Geburtstag. Sie hatte sich auch einen Weihnachtsbaum gewünscht - also bei mir. Den Baum wollte sie kaufen, ich den Schmuck.
Am Ende habe ich den Schmuck gekauft, Geschenke für die Kinder und Eltern. Und dann wurde erst der Weihnachtsbaum abgesagt, weil sie kein Geld mehr hatte und dann hat sie mich zu Weihnachten ausgeladen. Sie wollte auch nicht mehr, dass ich den Kindern und ihren Eltern etwas schenke. Hatte Angst, wie das alles plötzlich aufgefasst werden würde. Sie hat mal wieder irgendwas gemacht, mir Versprechungen gemacht, die niemand gefordert hatte, ohne zu Überlegen.
Tja. Und ich stand mit dem ganzen Krempel dort. Sie hat mir dann natürlich pflichtbewusst angeboten, dass sie mir das Zeug bezahlt, wenn ich die Quittungen nicht mehr habe. Ich habe alle Quittungen, sorgfältig wie ich bin.
Aber ich wünschte mir hier einen nachhaltigen Lerneffekt für sie, weshalb ich das mit den Quittungen verneinte.
So wuchs ihre Rechnung im Dezember auf knapp 300€ an. Sie muss jetzt natürlich alles mühsam über ebay-Kleinanzeigen verkaufen und sehen, wie sie das Geld wieder bekommt. Findet ihr das von mir sehr grausam? Man bedenke, dass sie sich solche gedankenlosen Aktionen immer wieder geleistet hat. Und das für mich hier der schlimmste Aspekt an der ganzen Sache ist, dass ich mir gar keine Hoffnungen gemacht habe, Weihnachten mit ihr feiern zu können. Und dann schlägt sie das vor. Erobert mein Herz damit im Sturm. Nur um es mir danach genauso gedankenlos wieder zu brechen. Ich war wirklich am Boden zerstört.

Und im Januar hat ihr Mann eine 250€ Geldstrafe von der Staatsanwaltschaft erhalten. Wegen der Körperverletzung mir gegenüber. Das Verfahren wurde leider eingestellt, wegen dem nicht-linearen Verhalten von Manuela, wie ich vom Staatsanwalt persönlich erfuhr. Sie wollte zuerst die Aussage verweigern. Dann wollte sie sie doch machen, bekam ein Schreiben, was aber erst zwei Monate später zurückgesandt wurde. Eine nicht besonders verlässliche Zeugin.
Die hier zur Schau gestellte, mangelnde Loyalität ist auch ein unfassbarer Dolchstoß gewesen. Aber ich habe es akzeptiert. Es ist wie es ist.
Weiterhin kam eine Steuerforderung von 500€ für diesen Monat. Sodass sie arg in Bedrängnis war. Sie saß auf meiner Couch und weinte, weil sie ihrem großen Sohn kein Vogelfutter für sein neues Vogelhaus mehr kaufen konnte. Und sie wollte auch hier bei mir nichts mehr essen, wenn es den Kindern daheim an allen mangelte. Ich flehte sie an, dass sie doch Geld von mir nehmen solle. Wie sie denn zulassen könne, dass ich mir das in aller Seelenruhe mitansehen solle? Erst nach einem gewaltigen Krach konnte ich sie nötigen, dass sie 150€ für den Monat einsteckt. Es war etwas zuviel, aber ich finde es furchtbar wenn man sich Geld leihen muss. Und noch viel schlimmer ist es, wenn das geliehene Geld nicht reicht und man noch mehr braucht. Meine Mutter musste sich damals immer mal wieder Geld leihen. Und ich in jungen Jahren auch. Es ist wirklich beschämend und ich will nicht, dass sich jemand so fühlt. Ich mache ihr auch keinen Druck wegen den mittlerweile über 400€. Aber sie selbst fühlt sich natürlich dennoch schlecht. Aber auch wenn ich ihr keinen Druck mache, bleibe ich an dem Thema dran und lasse das nicht in Vergessenheit geraten.

Und noch etwas anderes für die, die es interessiert:
Der Besuch bei dem befreundeten Pärchen war wirklich schön. Haben toll gefrühstückt, uns gut unterhalten, der Kleine war ganz aus dem Häuschen mich zu sehen und hat mir erst Mal alles zeigen müssen, was er Neues hatte. Mir fehlte zwar ein wenig das klärende Gespräch mit ihm, wie es künftig mit seinen Launen weitergehen sollte, aber dafür war keine Zeit mehr, da ich mich um 14 Uhr schon wieder mit Manuela getroffen habe. Mal sehen, wie das an der Baustelle weitergeht.