Dienstag, 17. Januar 2017
Mama
Heute war ich bei meiner Mutter. Es war wirklich schlimm. Sie hat mich im Spätsommer 2015 zum zweiten Mal in meinem Leben so hintergangen, dass ich ihr das nie mehr verzeihen kann.
Bereits bei ihrem ersten Verrat als ich noch 17 war habe ich fast zwei Jahre benötigt, um wieder mit ihr zu sprechen und ihr irgendwann zu verzeihen. Auch wenn der Bruch noch immer spürbar war, ich war gewillt es noch einmal zu versuchen. Erklärte ihr aber auch, dass so etwas nie wieder vorkommen dürfte.
Dann tat sie es erneut und ich wollte mit diesem Menschen einfach nie wieder etwas zu tun haben. Sie hat jedoch recht schnell ihren Fehler eingesehen und versuchte mich seitdem unentwegt zu erreichen. Sie wirft mir seit über einem Jahr immer wieder sporadisch Dinge in den Briefkasten: dutzende Grußkarten mit endlosen Entschuldigungen und leeren Worten, Geschenke, Geld, Süßigkeiten.
An Heiligabend, meinem Geburtstag wagte sie es sogar zu klingeln. Ich schloß die Tür sofort, als ich sie erkannte.
Auch begegneten wir uns zwei Mal. Ich ging einfach weiter und ignorierte sie, während sie mich hartnäckig verfolgte und mir hinterher rief.
Nach Weihnachten habe ich den Entschluss gefasst, das zu beenden. Ich wollte zu ihr gehen und ihr sagen, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Sie soll wissen, dass ich alles in den Müll werfe, was ich aus dem Briefkasten fische. Sie soll wissen, dass es keine Hoffnung mehr gibt und mich endlich in Frieden lassen.

Heute war ich da. Die Situation war so ganz anders als erwartet. Es hat mich alles unfassbar mitgenommen. Ich hätte mir Manuelas Unterstützung so sehr gewünscht. Aber mehr als einen Anruf zwischendurch, bei dem ich tränenüberströmt meine Gefühle in ein schweigendes Telefon nuschelte, konnte sie nicht erübrigen.
Es tat ihr leid, das weiß ich. Aber ich wünschte so sehr, dass sie wenigstens ab und zu, wenn ich sie wirklich brauche, für mich da sein könnte.

Nachdem sie letzte Woche mein Geburtstagsgeschenk vergessen hatte stand heute mein Weihnachtsgeschenk an. Eine Weinprobe. 19 Uhr. Bis heute morgen hatte sie immer noch nicht die Adresse herausgefunden, obwohl ich seit letzter Woche schon danach frage, weil ich gerne vorbereitet bin.
Letztlich war die Dame, die es organisierte, krank. Der Termin wurde verschoben. Wir wollten zu mir gehen, stattdessen. Aber siehe da: es hätte selbst dann nicht geklappt, wenn die Dame gesund gewesen wäre. Denn Manuelas Mann kam heute mal wieder später. Statt um 17 Uhr kam er einfach mal um 19 Uhr. Tja.

Außerdem wird er nun offenbar endlich beruflich versetzt. Seit einem halben Jahr hängt das in der Schwebe und nun endlich wurde es mal kommuniziert. Aber was der neue Standort bedeutet, vermag sie mir nicht zu deuten. Sie erzählte mir lediglich, dass sie ihm, als er es ihr per Whatsapp geschrieben hat, dass er nun dorthin versetzt wurde, geschrieben hat, dass er sich ja dort dann eine Wohnung suchen könne. Blieb bisher unbeantwortet und ich weiß auch nicht was sie sich von solch lächerlichen Dingen verspricht.
Als ob dieser realitätsfremde Mensch das ernst nehmen würde.
Er fragte vorhin auch wo sie hingeht, nachdem er endlich zuhause war. Sie sagte nur "Weg". Ich fragte sie, warum sie nicht gesagt hat, dass sie zu mir geht. Ihre Antwort war, weil es ihn nichts angeht, sie will gar nicht, dass er fragt. Daraufhin fragte ich sie, warum sie ihm nicht genau das gesagt hat: dass es ihn nichts angeht und er kein Recht hat zu fragen. Die Antwort war wieder einmal entnervtes Schweigen, also ließ ich das Thema auf sich beruhen.

Den Abend verbrachten wir bei mir. Etwas mehr als eine Stunde hatten wir bei mir. Sie sah die ganze Zeit wie schlecht es mir ging, wie sehr ich sie brauchte. Ich hatte keine Lust nach etwas zu betteln, was sie mir ohnehin verwehren würde: mehr ihrer Zeit. Also gab ich mich einfach dankbar für das, was ich bekam. Das machte sie natürlich traurig, da ihr mehr als deutlich bewusst ist, wie wenig es ist.

Wir hatten heute Vormittag leider nur 3 Stunden, da das mit dem Meeting erst alles immer wieder nach hinten verschoben wurde, nur um letztlich doch abgesagt zu werden, da die Technik nicht mitspielte.
Der Sex war gut. Aber wie immer leider zu schnell vorbei. Und wieder muss ich sie zu allerlei überreden, was ihr und mir Freude macht. Sie traut sich einfach nicht mehr als 08/15 zu verlangen. Und wenn ich ihr mehr geben möchte, sträubt sie sich, weil sie denkt, es würde mir nicht gefallen sie oral oder anal zu verwöhnen. Dass ich ihr immer wieder sage und zeige, wie sehr es mir gefällt ändert nichts. So muss ich sie dazu immer wieder liebevoll nötigen und hinterher liegt sie völlig erschöpft und glücklich da und weiß nichts auf die Frage zu antworten, warum sie erst nicht wollte.
Den Rest der Zeit hat sie damit verbracht nach Flügen für unsere Italienreise zu googeln. Zum Hintergrund: sie trifft dort im April einige alte Studienfreunde und hätte mich gerne dabei. Ich habe zugesagt. Sie wollte gerne das Wochenende Ende April nehmen. Aber nun stellte sich heraus, dass das Wochenende natürlich sehr teuer war. Am günstigsten würde es uns tatsächlich kommen, wenn wir von Mittwoch bis Dienstag blieben. Selbst mit Unterkunft wären wir billiger, als wenn wir die horrenden Flugpreise zahlen. Und was sagt sie auf diese vernünftige Argumentation? So lange kann sie ihre Kinder nicht alleine lassen.
Natürlich: letztes Jahr in Turin, bei denselben Freunden blieb sie eine volle Woche. Und nun kann sie es nicht tun? Ich habe mir jedes weitere Wort dazu verkniffen. Letztlich habe ich ihr erklärt, dass sie sich doch bitte entscheiden solle, als sie mich wieder etwas dazu fragte. Ich erklärte ihr, dass ich es ohnehin nicht entscheiden kann, da nur sie was die Dauer, die Preislage und den Zeitraum eingeschränkt ist. Ich selbst plädiere lediglich für günstig. Daher soll sie es entscheiden, da ich ja nicht relevant bin.
Verstand sie, auch wenn sie natürlich traurig war, dass ich die Wahrheit wieder so ansprechen konnte.
Am Ende kam heraus, dass sie das erst am Ende des Monats buchen kann, da sie gerade kein Geld hat. Auf meine Frage, warum sie dann heute den Tag damit zubrachte, das zu googeln, was in zwei Wochen vielleicht schon nicht mehr aktuell ist, wusste sie wie immer nichts zu sagen.

Ich bin sehr resigniert, aber es ist so viel leichter nicht mehr dagegen anzukämpfen. Es zu akzeptieren ist eindeutig die bessere Alternative. Es ändert sich so oder so nichts, aber so kann ich das, was ich bekomme, die wenigen schönen Augenblicke mit ihr, besser genießen.